Mit dem Campervan nach ENgland und Schottland

Aufbruch in neue 

ABENTEUER

Juni 2022, die letzten Vorbereitungen laufen. Unsere Jobs sind auf Ende Juni gekündigt, alles was wir nicht mehr brauchen ist verkauft oder bei unseren Eltern eingelagert. Das Abfahrtdatum 20.06.22 steht und rückt schnell näher, teilweise zu schnell. Am letzten Wochenende steht noch unsere Abschiedsfeier von unseren Freunden und Familie bevor und Zack ist auch schon Montag. Wer uns kennt weis, dass wir nicht immer die pünktlichsten sind und so wie es kommen musste haben wir es an diesem Tag natürlich nicht geschafft loszufahren. Auch am darauffolgende Tag hatten wir noch einiges organisatorisches zu erledigen und erst spät Abends waren wir damit fertig. Also verschieben wir die Abfahrt auf den nächsten Tag. Am Nachmittag des 22.06.2022 verabschieden wir uns zum letzten Mal von unseren engsten Freunden und natürlich auch von unserer Familie und starten endlich in unser lang ersehntes Abenteuer.

UND WO GEHT ES JETZT HIN?

Nach mal wieder langer hin und her Planerei und unerwarteter politischer Veränderungen/Unsicherheiten haben wir uns entschlossen eine kleine Nordschleife über England, Schottland und Irland zu machen bevor es in die östliche Richtung geht. Da Großbritannien schon immer auf unserer Bucketliste stand haben wir 2 Monate für England, Schottland und Wales und 1 Monat für Irland eingeplant. Aus diesen geplanten drei Monaten wurden schlussendlich dann fünf

Welche Erfahrungen wir in Großbritannien  machen durften und welche hilfreichen Tipps und Tricks, in Bezug auf das Reisen mit einem Camper in England, Schottland und Wales, wir dir weiter geben können, warten hier in diesem und weiteren Artikeln auf dich.

Mit dem Campervan nach England und Schottland

Um mit dem Campervan nach England zu gelangen gibt es eigentlich nur zwei Einreisewege, entweder mit der Fähre über den Ärmelkanal oder mit dem Zug durch den Eurotunnel. Die meisten Reisenden entscheiden sich für die Fähre, da diese meist günstiger ist.

Mit der Fähre nach Dover (GB)

Wenn du dich für die Fähre, so wie wir, von Dünkirchen (Frankreich) nach Dover (GB) entscheidest verbringst du ca. 2 Stunden auf dem Wasser. Jedoch gibt es noch weitere Fährhäfen, wie bspw. Calais (FR) der ca. 40 km entfernt von Dünkirchen liegt. Da wir ja an der Grenze zum Schwabenländle aufgewachsen sind haben wir natürlich auch das Sparen gelernt und deshalb die Fährverbindung zwischen Dünkirchen und Dover ausgesucht, da diese rund 20 € günstiger, als die zwischen Calais und Dover war. 😉

Grundsätzlich muss man mit ca. 100 € für zwei Personen und einem Wohnmobil (Länge > 6 m) rechnen. Der Preis kann allerdings variieren, denn bei der Buchung musst du deine Fahrzeug Höhe sowie Länge angeben. Des Weiteren wird der Preis auch von der Tageszeit, Saison und der Nachfrage beeinflusst. 

Wer also in der Hauptsaison buchen möchte sollte dies ca. 2-3 Monate im Voraus machen. In der Nebensaison reicht es, wenn du ca. 1 Monat vorher einen Platz reservierst.

Kleiner Tipp: Falls du dich für eine Überfahrt am Morgen oder in der Nacht entscheidest besteht in Dünkirchen die Möglichkeit direkt auf dem Fährhafengelände in deinem Wohnmobil zu übernachten. Dabei solltest du beachten, dass die Nacht nicht komplett ruhig ist, denn auch in der Nacht kommen Fähren an und die LKWs und PKWs fahren dann in Hörweite an dem Parkplatz vorbei. Uns hat das allerdings nicht wirklich gestört. 

Mit dem Zug nach Dover (GB)

Wer nicht auf die Fähre und dazu noch schneller in Dover ankommen möchte sollte den Eurotunnel in Calais (Fr.) wählen. Die Fahrt dauert nur ca. 35 Minuten und ein wirklich wichtiger Punkt ist zudem, dass man kann nicht Seekrank werden kann. Jedoch hat das ganze einen kleinen Haken, denn die Fahrt durch den Eurotunnel kostet oftmals fast an das Doppelte oder sogar mehr. Auch hier machen wieder die Maße deines Fahrzeuges den Preis aus.

Ankunft in Dover ... Linksverkehr

Wir können dich beruhigen, nach nur kurzer Zeit hast du dich an den Linksverkehr gewöhnt und kannst ganz entspannt das Land entdecken. Bevor du jedoch im Linksverkehr unterwegs sein kannst, bist du dazu verpflichtet deine Scheinwerfer entsprechend abzukleben um den Gegenverkehr nicht zu blenden. Diese Aufkleber kannst du entweder vor deiner Reise online bestellen oder im Dutyfreeshop auf der Fähre kaufen.

Nach dem Abkleben kann es dann auch schon losgehen. 

Wie eigentlich überall solltest du dich an die Verkehrsregeln halten, denn in England hat so einige Radarkontrollen. Die Geschwindigkeit wird hier jedoch nicht in km/h sondern in Meilen pro Stunde angegeben. Du kannst dies ganz einfach umrechnen, wenn du die in Meilen angegebene Geschwindigkeit mit 1,6 multiplizierst. Hier sind ein paar wichtige Geschwindigkeitsbegrenzungen umgerechnet:

  • Innerorts 30 Meilen pro Stunden entsprechen ca. 48 km/h
  • Außerorts/Landstraßen 50 Meilen pro Stunde entsprechen ca. 80 km/h
  • Schnellstraßen und Autobahnen 60 Meilen pro Stunden entsprechen 96 km/h

Allerdings gibt es bei vielen Campervans auch die Möglichkeit, deinen Boardcomputer von km/h auf Meilen pro Stunde umzustellen. Dies kannst du ganz einfach im Menü ändern. Falls das bei deinem Campervan nicht möglich ist kannst du dir auch einfach ein paar kleine Post-its als Gedankenstütze an dein Armaturenbrett kleben. 

Nicht nur an den Linksverkehr mussten wir uns gewöhnen sondern auch an die Breite der Straßen, denn in England und vor allem in Schottland entlang der NC500 gibt es sehr häufig nur einspurige Straßen mit Ausweichbuchten. Wenn dann mal zwei große Wohnmobile aneinander vorbei müssen kann es schon mal etwas eng werden und vor allem kommst du deutlich langsamer ans Ziel. Aber du bist dort ja auch um das Land zu entdecken und an die Breite gewöhnt man sich auch sehr schnell.

Maut, Umweltzonen und Co.

Grundsätzlich sind die Landstraßen und die Autobahnen (M = Motorway) in Großbritannien für dich als Privatperson kostenlos. Jedoch gibt es ein paar Ausnahmen, wie verschiedene Tunnel und Brücken. Auch ein Teil der M6, der historische Ortskern von Durham und London sind gebührenpflichtig. Gerade in London solltest du sehr aufpassen, denn hier gibt es gleich drei Zonen, die Low Emission Zone (LEZ), Ultra Low Emission Zone (ULEZ) und City Maut Zone (Congesting Charge Zone) die gebührenpflichtig sind und streng kontrolliert (durch Kameraüberwachung) werden. Da diese Informationen sich oft ändern können informiere dich am besten nochmal vor deiner Reise im Internet. 

Wir können dir zudem empfehlen eine Umweltzonen-App zu nutzen, die dir anzeigt wo sich Umweltzonen befinden und welche Voraussetzungen dein Fahrzeug benötigt um darin fahren zu dürfen ohne Strafen. 

"Wildcamping", freies stehen oder Campingplätze

Grundsätzlich ist das Wildcampen bzw. freie Stehen in England und Wales nicht per Gesetz erlaubt. Zudem befindet sich fast das komplette Land im privat Besitz, d.h. du musst grundsätzlich um die Erlaubnis beim Eigentümer bitten. Diese Regelung gilt im Übrigen auch auf öffentlichen Parkplätzen. Hierbei musst du bei der Gemeinde nachfragen.

In Schottland sieht es etwas anders aus, denn hier gilt, wie auch in Schweden und Norwegen, das sog. Jedermannsrecht. Somit darfst du fast überall, außer auf Straßen, Brücken, Tunnel und auf privaten Grundstücken und auf Plätzen auf denen es verboten ist, übernachten. Allerdings bezieht sich das „Jedermannsrecht“ in Schottland eigentlich nur auf das Campen mit Zelten u.Ä.. Grundsätzlich wird es jedoch geduldet, wenn du dich an die Spielregeln, also kein Campingverhalten an den Tag legst mit Tischen, Stühle, Markise und Co. hältst. 

Campingplätze sind in unseren Augen in ganz Großbritannien ganz schön teuer. Hierbei gibt es allerdings eine Möglichkeit, die es für dich vergünstigen kann. Diese Möglichkeit ist bspw. eine Mitgliedschaft im Caravan und Motorhome Club. Mit dieser Mitgliedschaft zahlst du auf den entsprechenden Campingplätzen deutlich weniger als Nicht-Mitglieder.  

Wir haben in den letzten 5 Monaten die Erfahrung gemacht, dass man viele kostenlose oder auch günstige Plätze für autarke Fahrzeuge auf der App Park4Night finden kann. Eine andere Möglichkeit ist es außerdem auf den Parkplätzen von Pubs teilweise kostenlos zu übernachten. Frage dort einfach freundlich nach, verzehre eine Kleinigkeit und jeder ist happy.
Gerade in Schottland gibt es traumhafte Plätze, die teilweise direkt an den Küsten oder mitten in der wilden Natur liegen. Dort hatten wir sehr häufig Kontakt mit Rangern, die tagtäglich ihre Gebiete abfahren und kontrollieren. Die Ranger haben den Platz um uns begutachtet und uns freundlich darauf aufmerksam gemacht bitte kein Feuer zu machen und uns Tipps für die Umgebung gegeben. 

Also, wie überall gilt auch hier: bitte nimm deinen und den vorgefunden Müll einfach mit, verhalte dich unauffällig damit solche wunderschönen Plätze auch in Zukunft erhalten bleiben!

Wasser, Grauwasser und Müll

Öffentliche Frischwasserquellen haben wir nur sehr sehr selten entdeckt. Jedoch bekommst du Frischwasser oftmals an  fast jeder Tankstelle. Wir haben es immer so gemacht, wir haben etwas Diesel getankt und dann ganz freundlich gefragt, ob es eine Möglichkeit gebe seinen Frischwassertank mit Trinkwasser zu füllen. Hierbei solltest du nur aufpassen, dass es sich nicht um „Screenwash“ handelt, denn teilweise handelt es sich bei diesem Wasser um Wasser welches man ohne es zu filtern für Trinkwasser nicht nutzen sollte. Auch gefiltert haben wir die Erfahrung gemacht ist das Wasser geschmackstechnisch nicht wirklich gut ist. Eine andere Option ist auf Campingplätzen nachzufragen. Meist zahlt man einen kleinen Betrag und kann sein Frischwassertank auffüllen.

Leider mussten wir feststellen, dass sich das Entsorgen von Grauwasser in England, Schottland und Wals etwas schwieriger gestaltet hat, wie gedacht. Denn hier gibt es keine bzw. kaum Ver- und Entsorgungsstationen. Auch hier kannst du zu einem Campingplatz fahren und dort wieder für kleines Geld dein Grauwasser entsorgen. 

Das Thema Müll hat uns zu Beginn der Reise nach England etwas gestresst, denn in Großbritannien ist das Thema Müllentsorgung nicht Landesweit einheitlich geregelt. So gibt es an manchen Raststätten/Parkplätzen auch überhaupt keine Mülleimer. Dennoch findet man nach vielleicht etwas längerem Suchen eine Möglichkeit seinen Müll ordnungsgemäß zu entsorgen. Falls du mal keine Mülltonne finden kannst gibt es in Großbritannien Recyclinghöfe wo du deinen Müll für kleines Geld loswerden kannst.  

Schlechte Erfahrungen...

Unsere erste größere Stadt die wir besucht hatten war Newcastle upon Tyne kurz vor der schottischen Grenze. Nachdem wir den ganzen Tag die Stadt erkundet hatten und uns dabei noch verirrten dachten wir, dass wir auf dem Parkplatz auf dem wir den Tag über geparkt hatten auch übernachten werden. Es war ein ziemlich großer Parkplatz der beleuchtet war und direkt an einem Fluss lag. 

Plötzlich wachte ich (Pati) mitten in der Nacht von einem Geräusch auf. Als ich aus dem Heckfenster schaute sah ich jemanden der um unser Auto schlich. Ich weckte sofort Joel. Keine 5 Minuten später kam dieser Typ wieder zurück und versuchte unsere Fahrräder zu klauen. Dann ging alles sehr sehr schnell… wir schrien und klopften gegen unserer Fenster, drückten unseren Alarmanlagenpanikknopf mit ca. 110 Dezibel doch der Dieb ließ sich nicht beirren. Auf einmal kam der Dieb mit einer Akkuflex und wollte unser Schloss durchsägen. In uns brach Panik aus… wir handelten ohne groß nachzudenken. Joel griff nach der Axt und ich bewaffnete mich mit einem Pfefferspray. Dann machte ich die Tür auf und Joel stürmte aus unserem Van und rannte den zwei Männern mit der Axt hinterher. Die beiden Männer flüchteten daraufhin mit ihrem Motorroller…. 

Jetzt saß erst mal der Schock tief … Joel machte kurz die Spanngute von den Rädern wieder fest und anschließen fuhren wir aus der Stadt heraus um einen sicheren Parkplatz zu finden um noch ein bisschen schlaf zu bekommen. Allerdings schlafen konnten wir nicht wirklich. Wir frühstückten und redeten sehr viel über diesen Vorfall und machten uns super viele Gedanken darüber, wie wir in solchen Situationen „das nächste Mal“ (hoffentlich nie wieder) reagieren werden. Auch mit unserer Familie und unseren Freunden haben wir an diesem Tag sehr viel telefoniert und darüber gesprochen.

An dieser Stelle nochmal tausend Dank an alle die uns aus der Ferne beigestanden haben.

Fazit

England, Schottland und Wales haben uns definitiv verzaubert. Nicht nur die atemberaubende Natur in den englischen Nationalparks, in den Highlands und Lowlands Schottland und die unglaubliche Vielfalt von Wales sondern gerade die Menschen sind uns in Erinnerung geblieben. Die Menschen lieben es Smaltalk zu betreiben, sind unfassbar höflich und geben sehr gerne Reisetipps für ihr Land. Gerade auch als Mountainbiker haben wir so viele tolle Menschen kennengelernt, die uns mit auf Touren genommen haben und uns die Gebiete erklärt haben. Besser hätte unsere Reise nicht starten können.

PS: Das war lange noch nicht alles was wir über dieses Land erzählen können. In in den weiteren Beiträgen möchten wir dir noch weitere Einblicke in das Land bzw. in die Länder geben, dir unsere Top Mountainbikestrecken zeigen, Must-Sees und vieles mehr. 
Stay tuned 😉

Mehr Bilder und Videos findest du auf unserer Instagram Seite. 
Wir freuen uns auf dich.

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